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  • AutorenbildBarbara Sandner

Worauf kommt es im Leben an?

Es gibt Tage, da bin ich mit meinen Mitmenschen nicht im Reinen. Der Tag fängt damit an, dass sich mein Sohn auch beim Zähneputzen nicht von einem „Gerät“ lösen kann („…nur 10 Minuuuuten…….!!!!), womit ich zu seiner Freude alles bezeichne, was eine kästchenartige Form hat und womit man online gehen kann. Die Uhr tickt, den Schulbus hat er wohl bereits verpasst und ich merke wie meine Stimme und mein Blutdruck steigt.





Endlich ist er aus dem Haus und ich sehe mich im Geiste ein paar Stunden in Ruhe mein home office erledigen, steige frohen Mutes und voller morgendlichen Tatendrangs ins www ein….: Das kleine Symbol, das die online Verbindung anzeigt zeigt eine hässliche gelbe Markierung. Offline!!! Endlose Warteschleifen später habe ich endlich den UPC-Mitarbeiter , der mir nach einigen sehr bemühten aber erfolglosen Versuchen mich ans Netz zu hängen, verspricht, dass am schon nächsten Tag ein Techniker kommen wird. Ich kann sogar zwei Zeiten aussuchen, an denen ich aber leider in der Praxis arbeite. Einen anderen Termin zu bekommen sei leider unmöglich, versichert mir der freundliche, nur finde ich in meinem Ärger, ziemlich gleichgültige wirkende, Mitarbeiter. Ziemlich grantig telefoniere ich herum, verschiebe, entschuldige mich…


Da ich ja auch selbst laufend an eigenen Entspannungsprogrammen arbeite, beschließe ich, anstatt mich weiter aufzuregen, eine Runde im Park zu laufen. Nach etwa 10 Minuten gemächlichen Joggens höre ich ein bedrohliches Hecheln hinter mir. An und für sich habe ich keine Angst vor Hunden, aber dieses groß geratene dunkelbraune und stämmige Exemplar aktiviert sämtliche Fluchtimpulse in mir. Ich ignoriere diese und bleibe ziemlich angespannt stehen, panisch nach einem Hunderherrli suchend, im Glauben, dass nur ein relativ großer und ebenso stämmiger Mann zu diesem Tier passen kann.



Es nähert sich aber ein kleines, zartes Frauli und mustert mich mit abschätzigen Blick:“Der tuat eh nix..der is goonz liab.“ Ich zische etwas von „Leinenpflicht“ und „steht eh überall angeschrieben, falls man lesen kann….“ und ernte gifte Blicke und Worte. Die Situation droht zu eskalieren, das Hundexemplar mischt sich auch noch ein und fängt leise zu knurren an. Ich beschließe mich unauffällig von der bedrohlichen Szene zu entfernen, nachdem ich noch etwas halbherzig mit „ dann kann ich ja auch die Polizei rufen…“ drohe Leider habe ich mein Handy in der Wohnung vergessen und bis ich das gefunden habe ist die gute Frau samt Exemplar ganz sicher nicht mehr im Park. Und schon gar nicht mehr in ein bis zwei Stunden, falls die Polizei überhaupt noch am selben Tag auftaucht.


Als ich, voll mit negativen Gedanken, weiterlaufe kommt mir der Satz einer sehr guten Freundin immer wieder in den Sinn: „Choose your battles…“ , „Such dir deine Schlachten aus..“ sinniere ich, „überleg dir wo es sich lohnt zu kämpfen…“. Allmählich beruhige ich mich und denke mir, dass keine der Situationen mein Leben bedroht hat (…OK, eventuell die letzte…) und im Grunde nichts passiert ist. Das Kind kommt eventuell ein bisschen zu spät die Schule, was ihm so unangenehm ist, dass er wahrscheinlich das nächste Mal früher geht. Das home office mache ich eben morgen, dafür konnte ich laufen gehen. Der Hund hat mich auch nicht gebissen, außer ich hätte das zarte Frauli tätlich angegriffen. Außerdem hätte ich in allen Situationen ohnehin nichts anderes tun können, außer mich noch mehr aufzuregen.


Langsam beruhige ich mich und sehe, wie schön der Park ist. Die milde, frühlingshafte Luft zaubert ein Lächeln in viele Gesichter und auch ich entspanne mich immer mehr. Den Satz :“Choose your battles“, finde ich einfach genial, so simpel er ist. Oft können wir in Situationen ohnehin nichts ausrichten und verschwenden unsere Energie mit negativen Gefühlen und Gedanken, kämpfen an Schauplätzen, an denen es sich nicht zu kämpfen lohnt, oder wo die Schlacht sowieso schon verloren ist.


Im Grunde hat es sich in keiner der Situationen gelohnt sich aufzuregen oder zu kämpfen. Es gibt genügend Bereiche in meinem Leben, in denen ich Kraft brauche und mich durchsetzen muss, aber eben nicht überall. Wir können viele Situationen nicht ändern, aber unsere Gefühle und Gedanken dazu. Und unsere Energie für wirklich wichtige Dinge behalten. Choose your ba

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